Seegrasgewinnung - ein Blick über die Grenze

Fachgespräche über Seegras am Strand

Im Sommer `23 hat das Bauernblatt einen Artikel über Seegrasgewinnung herausgebracht verbunden mit dem Aufruf, dass Landwirte der deutschen Ostseeküstenregion eingeladen sind, mit uns einen Tagesausflug nach Dänemark zu machen, um die Seegrasernte und -aufbereitung kennenzulernen.

 

Einige Interessent*innen haben sich gemeldet, jedoch war es bisher schwierig gewesen, einen gemeinsamen Termin zu finden, zu dem gerade die Seegrasarbeit auf Hochtouren läuft.

Die Reise beginnt

Aber nun, am 20. Oktober, war es endlich so weit, dass es für einen Teil der Interessent*innen und die dänischen Landwirte passte.

 

Mit von der Partie waren Joris und Pia aus Eckernförde, die vergangenen Herbst die riesigen Seegrasanspülungen nach dem außergewöhnlichen Hochwasser des aus östlicher Richtung tobenden Sturms "Wolfgang" genutzt haben, um erste Seegras-Ernte-Erfahrungen zu sammeln (siehe Blog). Und Janosch, der Erzieher in einem Kinderheim ist und dem es ein Herzensanliegen ist, Kindern und Jugendlichen die Verbindung zur Natur zu ermöglichen, am liebsten mit Sinn-vollen Tätigkeiten bzw. Handwerken.

Die Seegrasernte

Wir fuhren mit unserem VW Bus über Fehmarn mit der Fähre der Vogelfluglinie, passierten die Inseln Lolland und Falster und besuchten als erstes Ib auf Bogø (Blogbeitrag aus 2017).

Fachgespräche über die Seegrasernte
Fachgespräche über die Seegrasernte

Gemeinsam wanderten wir einen Feldweg zu seinem eigenen Küstenstreifen herunter und schauten ihm bei den verschiedenen Arbeitsschritten zu. Er häufte das bereits aus dem Wasser gefischte Seegras mit Hilfe seines Treckers auf einen Hänger (Miststreuer), fuhr zur direkt angrenzenden kurz geschorenen Wiese und warf es dort, lange Bahnen fahrend, ab. Mit dem Heuwender wurde es anschließend in einer dünnen Schicht verstreut. Pia und Joris, beide Lohnunternehmer, waren gleich voll in ihrem Element und traten mit Ib in regen Austausch über landwirtschaftliche Geräte. Auch bei Janosch war die Begeisterung gleich voll da, und er konnte seine guten Dänischkenntnisse einbringen.

Seegraskultur und Tiny House

Weiter ging es nach Møn zu Kurt und Karsten.

 

Dort waren so viele landwirtschaftliche Fahrzeuge und Geräte, ein schöneres Ausflugsziel hätten wir für Pia und Joris kaum finden können ; )

 

Auf dem Hof gibt es eine Art Mini-Museum zum Thema Seegraskultur. In ihrer großen Halle haben Kurt und Karsten eine exemplarische seegrasgedämmte Hausfassade stehen, Geräte, die der Seegrasentstaubung dienen und ein neu angefangenes Projekt fürs Trocknen von Polster-Seegras.

Es folgten angeregte Gespräche bei Kaffe og Kage und eine Rundtour zu einem Seegras-Tiny-House in der Nachbarschaft und zu einem Hünengrabhügel, dessen weite Wiesen dem Trocknen von Seegras dienen. Von dort gab es einen tollen Überblick in alle Richtungen, überall leuchtete blau die Ostsee hervor.

Verzaubert reisten wir ab zu unserem dritten und letzten Ziel: Lolland

Minimaler Maschineneinsatz

Dort warteten Stine und Jakob auf uns, ein junges Paar, das sich von Kurt hat anregen lassen, es mit der Gewinnung von Seegras in Polsterqualität auszuprobieren. Vor einem Jahr durften wir ihre erste Ernte abkaufen, eine Busladung voll, nun schafften wir es, ihre neuen handlichen Ballen um unsere Fahrgäste herum in den Bus zu stopfen (womit wir auf den ersten Blick nicht gerechnet hatten, dass das passen könnte).

Auch hier war Zeit für einen Spaziergang zu Stines und Jakobs Ernteküste und für Gespräche. Die beiden arbeiten mit minimalem Maschineneinsatz. Der hohe Anteil an Handarbeit bringt eine sehr schöne Polsterqualität hervor und rechnet sich für sie, da sie dafür einen höheren Kilopreis bekommen als für Dämmqualität. Vor kurzem haben sie historische Holzgestelle geschenkt bekommen, die einst dem Trocknen von Zuckerrübenpflanzen zur Saatgewinnung gedient haben. Nun testen sie gerade, ob sie fürs Trocknen von Seegras gut geeignet sind.

Joris und Pia konnten wichtige Infos und Inspiration sammeln, um die nach dem Sammeln folgenden Arbeitsschritte besser planen zu können.

 

Wir waren wieder sehr angetan von der Entspanntheit, Naturnähe und Herzlichkeit unserer Gastgeber.

 

Eine ruhige, naturnahe Arbeit, die glücklich macht. Nun schauen wir, was davon umsetzbar ist an unseren Küsten.

 

Und wir gewinnen auch noch mehr dänische Ernter hinzu, diesen Sommer Peter und Finn vom Limfjord.

Herzlichen Dank an Kurt fürs Anwerben!!

 

Übrigens ist noch so ein Ausflug geplant, wer noch mit von der Partie sein möchte, möge sich bei uns melden!

Seegras im Sonnenuntergang
bei Guldborg

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